NRW muss Vorreiter für naturverträgliche Landwirtschaft werden

Volksinitiative Artenvielfalt fordert aktive Rolle der Landesregierung – 25 Prozent Ökolandbau bis zum Jahr 2030

Die nordrhein-westfälischen Naturschutzverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und Naturschutzbund Deutschland (NABU) fordern die Landesregierung auf, endlich in Sachen umweltgerechte Landwirtschaft aktiv zu werden. Weitere verlorene Jahre, die enormen Herausforderungen wie Artenschwund, Klimakrise und Höfesterben anzugehen, dürfe es nicht geben. Gerade auch wegen der enttäuschenden Reform der EU-Agrarpolitik gelte es nun, nicht auf Berlin oder Brüssel zu warten, sondern ‚jetzt erst recht‘ im eigenen Verantwortungsbereich diese Themen voranzubringen. Mit ihrer gemeinsamen Volksinitiative ‚Insekten retten – Artenschwund stoppen‘ – Artenvielfalt NRW‘ legen die Verbände wichtige Bausteine dafür vor.

„Fast die Hälfte der Landesfläche wird landwirtschaftlich genutzt, mit massiven Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Nordrhein-Westfalen muss deshalb Vorreiter für eine umweltgerechte Landwirtschaft werden“, so Holger Sticht, Landesvorsitzender des BUND. „Vielfältige Landschaften mit Feldgehölzen, Hecken und artenreichen Ackersäumen, breite Fruchtfolgen und vorbeugender Pflanzenschutz, eine deutliche Reduzierung von Pestiziden, leichtlöslichen Mineraldüngern und Gülle sind hierbei zentrale Ansatzpunkte.“ Der Ökolandbau wie auch engagierte konventionelle Bäuerinnen und Bauern zeigten in ihrer täglichen Arbeit, dass das geht. „Hiervon brauchen wir mehr! Wir fordern, dass die Landesregierung mit gutem Beispiel vorangeht und schnellstmöglich alle Grünland- und Ackerflächen im Eigentum des Landes ökologisch bewirtschaftet“, so Sticht.

Der Ökoanbau weist gegenüber konventionellem Anbau sowohl bei der Ackerflora (95 Prozent), bei Feldvögeln (35 Prozent) und blütenbesuchenden Insekten (23 Prozent) im Schnitt deutlich höhere Artenzahlen auf. „Die Landesregierung muss daher alle Register ziehen, die Nachfrage nach ökologisch erzeugten Produkten aus NRW dauerhaft zu steigern und neue Anreize für die Umstellung von Höfen hierauf zu schaffen“, so Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW. „Das Potenzial ist bei Weitem nicht erschöpft: Wir fordern, dass alle vom Land betriebenen Kantinen, Mensen und anderen Verpflegungseinrichtungen künftig verbindlich und vorrangig Erzeugnisse aus regionalem ökologischen Anbau und extensiver Weidehaltung beziehen. Das Land soll auch über Förderprogramme darauf hinwirken, dass Kommunen mit Blick auf Schulen und Kitas gleiches tun.“ „Landwirtschaft ist Wirtschaft. Die Nachfrage nach Bioprodukten aus NRW nachhaltig zu steigern und hierfür die strukturellen Voraussetzungen zu schaffen, wäre eine Win-Win-Situation und einmal eine ganz andere Art von Wirtschaftsförderung als die ständige Fokussierung auf Gewerbe und Industrie“, so der LNU-Vorsitzende Mark vom Hofe. „Wir fordern mit unserer Volksinitiative, bis zum Jahr 2030 25 Prozent der Anbauflächen in Nordrhein-Westfalen ökologisch zu bewirtschaften. Mit aktuell 6 Prozent Öko-Anteil an der landwirtschaftlichen Fläche liegt NRW im Bundesvergleich auf den hinteren Plätzen.

Wassergesetz-Novelle demontiert Naturschutz

Volksinitiative Artenvielfalt NRW drängt auf Zurücknahme des jetzigen Entwurfes

Die Novelle demontiert den Grundwasser- und Gewässerschutz nahezu vollständig. So ist zukünftig vorgesehen auf Gewässerrandstreifen zu verzichten, den Rohstoffabbau in Trinkwasserschutzgebieten zu erlauben und Wassernutzungsrechte zu vereinfachen.

Foto: Thorsten Wiegers
Lippeaue. Foto: Thorsten Wiegers.

9. November 2020 Anlässlich der Anhörung zur Novelle des Landeswassergesetzes fordern die NRW-Naturschutzverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) die schwarz-gelbe Landesregierung auf, den Gesetzentwurf zurückzunehmen. Die Novelle würde den Grundwasser- und Gewässerschutz nahezu vollständig demontieren. So sei zukünftig vorgesehen auf Gewässerrandstreifen zu verzichten, den Rohstoffabbau in Trinkwasserschutzgebieten zu erlauben und Wassernutzungsrechte zu vereinfachen. Dies sei gerade in Zeiten des Klimawandels und angesichts des rapiden Verlusts an Biodiversität ein fatales Signal und unterstreiche die Dringlichkeit der von BUND, LNU und NABU getragenen Volksinitiative Artenvielfalt in NRW‘.

Besonders gravierend sei aus Sicht der Naturschutzverbände die vorgesehene Streichung der Gewässerrandstreifen. Die Begründung der Landesregierung, dass diese schon in der Dünge-Verordnung vorgesehen sind, sei nur die halbe Wahrheit: „Diese sieht Gewässerrandstreifen nur in Hanglagen vor – wir brauchen aber Gewässerrandstreifen im ganzen Land, gerade auch im Flachland“, sagte die NABU-Landeschefin Dr. Heide Naderer. Denn Bäche, Flüsse und ihre Auen seien hochspezielle Lebensräume und wichtige Wanderkorridore für Pflanzen und Tiere und benötigten effektiven Schutz, um diese Funktion auch erfüllen zu können. “Deshalb ist die Sicherung lebendiger Gewässerrandstreifen ohne Gift und Gülle unerlässlich! Doch was macht die Landesregierung? – Sie streicht sie aus dem Gesetz!“, so Naderer weiter.

„Während tausende Bürgerinnen und Bürger zurzeit mit ihrer Unterschrift für die Volksinitiative Artenvielfalt deutlich machen, dass sie mehr und bessere Anstrengungen der Landesregierung für Natur- und Artenschutz erwarten, macht die Landesregierung weiter genau das Gegenteil“, sagte Holger Sticht, Landesvorsitzender des BUND. Dabei sei der Handlungsbedarf zur Reduzierung von Stoffeinträgen in unsere Gewässer durch Düngemittel, aber auch von Pestiziden unstrittig. Gewässerrandstreifen können diese Einträge reduzieren, bilden die Grundlage eines funktionierenden Biotopverbundes in der Fläche und dienen als zentrale Pufferzonen zum Schutz der Biodiversität, vor Bodenerosion sowie zur Abfederung der Folgen des Klimawandels und von Hochwasserereignissen.

Heftige Kritik erntet auch die geplante Streichung des Abgrabungsverbotes in Wasserschutzgebieten. Diese stehe in eklatantem Widerspruch zu dem von der Landesregierung angestrebten Vorrang der öffentlichen Trinkwasserversorgung. Durch den ungezügelten Abbau von Rohstoffen werde die zum Schutz des Grundwassers notwendigen Deckschichten zerstört. Mit diesem Verlust der Filter- und Pufferfunktion gehe eine unmittelbare Gefährdung des Trinkwassers einher. „Vor dem Hintergrund zunehmender Hitze- und Trockenphasen ist es unverantwortlich, den bisherigen Umgang mit Wasser einfach fortzuschreiben oder gar zu verschlechtern“, sagte der LNU-Vorsitzende Mark vom Hofe. „Es braucht dringend Wasserversorgungskonzepte für einen sorgsameren Umgang mit unserem wichtigsten Lebensmittel.“ Vorrangig müssten der Erhalt natürlicher Kreisläufe und die Trinkwasserversorgung gesichert, Industrie- und landwirtschaftliche Wasserentnahmen stärker reguliert und kontrolliert werden statt weiter großzügig und unkontrolliert Wasserrechte zu verteilen.

Jeder einzelne Kritikpunkt an diesem umweltpolitisch katastrophalen Gesetzentwurf´ belege die Handlungsrichtschnur der Landesregierung: statt Gemeinwohlinteressen umzusetzen, würden Lobbyinteressen von Rohstoffindustrie und Landwirtschaftsverbänden, so die Naturschutzverbände. BUND, LNU und NABU fordern die Landesregierung daher auf, den Entwurf des Landeswassergesetzes umgehend zurückzuziehen und mit den Naturschutzverbänden einen zukunftsfähigen Entwurf zu erarbeiten. Gleichzeitig appellierten die Naturschützer an die Bürgerinnen und Bürger Nordrhein-Westfalens, die Forderung der ‚Volksinitiative Artenvielfalt NRW‘ nach lebendigen Gewässern und Auen mit ihrer Unterschrift zu unterstützen. Der Gang der schwarz-gelben Landesregierung in die umweltpolitische Steinzeit müsse gestoppt werden.

Landesregierung forciert Flächenfraß

Volksinitiative Artenvielfalt NRW fordert Stopp der Neuversiegelung

Als „zahnlosen Tiger“ kritisieren die nordrhein-westfälischen Naturschutzverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und Naturschutzbund Deutschland (NABU) das heute von Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser vorgestellte ‚Maßnahmenpaket zur intelligenten und effizienten Flächenentwicklung“. Das Paket enthalte überwiegend Placebos und löse nicht das Problem des weiterhin fortschreitenden Flächenfraßes.

Foto: Eden e.V.
Kiesababau am Niederrhein. Foto: EDEN e.V

Im mehrjährigen Mittel gehen in NRW Tag für Tag noch immer etwa 12 Hektar Freiraum durch neue Wohn- und Gewerbegebiete, Straßenbau, Tagebau, Kies-Abbau und andere Abgrabungen unwiederbringlich verloren. Dazu hat nach Ansicht der Verbände die Streichung landesplanerischer Flächensparvorgaben durch Schwarz-Gelb erheblich beigetragen. Die jetzt vorgestellten Maßnahmen der Landesregierung sind nach Ansicht von BUND, LNU und NABU nicht ansatzweise geeignet, diesem Negativtrend entgegen zu wirken. Deshalb müsse sich die Landesregierung den zusätzlichen unwiederbringlichen Verlust bei Tier- und Pflanzenarten ankreiden lassen.

Mit der ‚Volksinitiative Artenvielfalt NRW‘ fordern die Verbände deshalb eine neue Landesentwicklungsplanung mit Regelungen und Instrumenten, die verbindlich den Flächenverbrauch im Land bis 2035 auf Null absenken. Wenig hilfreich seien die heute von der Umweltministerin vorgestellten Einzelmaßnahmen, wenn gleichzeitig das Wirtschafts- oder das Verkehrsressort eine gegenteilige Entwicklung forcierten.

Schotter raus, Blüten rein

Volksinitiative Artenvielfalt NRW fordert ein Verbot von Schottergärten und mehr Arten- und Klimaschutz in den Städten

Immer mehr Hausbesitzer greifen bei der Gestaltung ihrer Vorgärten zu Kies und Schotter. Trotz der breiten gesellschaftlichen Diskussionen um den Klimawandel und den Rückgang der Insekten scheint in vielen Kommunen jedoch noch der Handlungswille zu fehlen, ganz konkret gegen die Schotterung von Vorgärten vorzugehen. Die nordrhein-westfälischen Naturschutzverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) fordern im Rahmen der gemeinsamen Volksinitiative Artenvielfalt NRW deshalb ein klares Verbot von Schottergärten in der Landesbauordnung.

Foto: Adalbert Niemeyer-Lüllwitz
Schotter “Garten”. Foto: Adalbert Niemeyer-Lüllwitz (BUND)

Die bisherigen Vorschriften der Landesbauordnung laufen in der Praxis komplett ins Leere. Obwohl darin festgeschrieben ist, dass ´nicht mit Gebäuden oder vergleichbaren baulichen Anlagen überbaute Flächen der bebauten Grundstücke 1. wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und 2. zu begrünen oder zu bepflanzen sind, […]´ entstehen ungebremst überall im Land neue Schottergärten. „Damit einher geht oftmals die Zerstörung ehemals artenreicher Vorgärten“, sagt Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW. „Die Landesregierung muss deshalb eine klare Ansage machen und angesichts der anhaltenden Nichtumsetzung geltenden Rechts Schottergärten explizit und unmissverständlich in der Landesbauordnung ausschließen.“ Über das Insekten- und Vogelsterben nur zu klagen, helfe keiner einzigen Wildbiene auf der Suche nach Nektar und keiner Amsel, die nach einem Wurm sucht. Schätzungen gehen von bundesweit circa 15% in Schottergärten umgewandelte Vorgartenfläche aus. 

Zur Gestaltung eines Schottergartens muss die Humusfläche abgetragen werden, der verbleibende Grund wird entweder mit einem undurchlässigen Vlies oder einer wasserdurchlässigen Folie abgedeckt. Im Anschluss wird die Fläche mit Kleinsteinen aufgefüllt. „Derart versiegelte Flächen sind aus ökologischer Sicht völlig wertlos. Sie beschleunigen nicht nur das Insektensterben im Siedlungsraum, sondern wirken sich auch insgesamt negativ auf den Artenreichtum aus“, erklärt Holger Sticht, BUND-Landeschef. Zudem verstärke dieser Trend die sowieso schon negativen Auswirkungen des Klimawandels in den Kommunen. So speichern die Steine Wärme und strahlen sie wieder ab, während Pflanzen den Boden beschatten und für Verdunstungskühle sorgen. Die versiegelte Fläche steht auch nicht mehr zur Versickerung von Niederschlägen zur Verfügung. Bei klimawandelbedingten Starkregenereignissen eine fatale Entwicklung.

Die Städte und Gemeinden fordern die NRW-Naturschutzverbände auf, nicht nur auf Aufklärung der Bürgerinnen und Bürger zu setzen, sondern bereits jetzt sämtliche rechtlichen zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, diesen anhaltenden Trend sofort zu stoppen und sich für die Rückumwandlung von bereits existierenden Schottergärten einzusetzen. Beispielhaft geschehe dies bereits in einigen nordrhein-westfälischen Kommunen: So hat Paderborn bereits seine Bebauungspläne geändert, in Xanten, Herford und Dortmund ist in Neubausiedlungen die Verwendung von Schotter, Split und Kies in Vorgärten verboten. „Auch unsere Städte sind ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Wir sollten sie generell grüner und damit lebenswerter machen, anstatt noch die letzten Restflächen zu versiegeln“, erklärt Mark vom Hofe, Vorsitzender der LNU. Dies sei nicht nur für mehr Artenvielfalt enorm wichtig, sondern auch, um die gravierenden Folgen des menschgemachten Klimawandels abzumildern. Gleichzeitig appellierten die Naturschützer an die Bürgerinnen und Bürger Nordrhein-Westfalens, die Forderung der Volksinitiative Artenvielfalt NRW nach mehr Artenschutz in den Städten mit ihrer Unterschrift zu unterstützen.

Gesetzentwurf zum Landeswasser­gesetz: Volksinitiative Artenvielfalt NRW fordert Zurücknahme

Pläne von Schwarz-Gelb sind Rückschlag für Gewässer- und Naturschutz

Düsseldorf, 20. August 2020: Auf heftige Kritik der NRW-Naturschutzverbände stößt die von der schwarz-gelben Landesregierung beschlossene Novellierung des Landeswassergesetzes. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt und der Naturschutzbund Deutschland sehen darin einen „Angriff auf den Gewässerschutz“.

Fehlende Gewässerrandstreifen wie hier an der Bröl im Oberbergischen Kreis führen zu Gefährdungen duch Gülle. [Foto: Horst Stolzenburg].

Die Novelle sieht zum Beispiel vor, auf Gewässerrandstreifen zu  verzichten, den Rohstoffabbau in Trinkwasserschutzgebieten zu erlauben und Wassernutzungsrechte zu vereinfachen. Dies sei gerade in Zeiten des Klimawandels und angesichts des rapiden Verlusts an Biodiversität ein fatales Signal und unterstreiche die Dringlichkeit der von BUND, LNU und NABU getragenen ‚Volksinitiative Artenvielfalt in NRW‘.

 „Während tausende Bürgerinnen und Bürger zurzeit mit ihrer Unterschrift für die Volksinitiative Artenvielfalt deutlich machen, dass sie mehr und bessere Anstrengungen der Landesregierung für Natur- und Artenschutz erwarten, macht die Landesregierung genau das Gegenteil“, sagte Holger Sticht, Landesvorsitzender des BUND.

Der Handlungsbedarf zur Reduzierung von Stoffeinträgen durch Düngemittel, aber auch von Pestiziden ist nach Ansicht der Verbände unstrittig. Gewässerrandstreifen können diese Einträge reduzieren, bilden die Grundlage eines funktionierenden Biotopverbundes in der Fläche und dienen als zentrale Pufferzonen zum Schutz der Biodiversität, vor Bodenerosion sowie zur Abfederung der Folgen des Klimawandels und von Hochwasserereignissen.

Die Begründung der Landesregierung für die Streichung der Gewässerrandstreifen, dass diese schon in der Dünge-Verordnung vorgesehen sind, betrachten die Umweltverbände als Nebelkerze: „Diese sieht Gewässerrandstreifen nur in Hanglagen vor – wir brauchen aber Gewässerrandstreifen im ganzen Land, gerade auch im Flachland“, so die NABU-Landeschefin Heide Naderer.

Heftige Kritik erntet auch die geplante Streichung des Abgrabungsverbotes in Wasserschutzgebieten. Diese stehe in eklatantem Widerspruch zu dem von der Landesregierung angestrebten Vorrang der öffentlichen Trinkwasserversorgung. Durch den ungezügelten Abbau von Rohstoffen werde die zum Schutz des Grundwassers notwendige Überdeckung zerstört. Mit diesem Verlust der Filter- und Pufferfunktion gehe eine unmittelbare Gefährdung des Trinkwassers einher.

„Vor dem Hintergrund zunehmender Hitze- und Trockenphasen ist es unverantwortlich, den bisherigen Umgang mit Wasser einfach fortzuschreiben oder gar zu verschlechtern“, sagte der LNU-Vorsitzende Mark vom Hofe. „Es braucht dringend Wasserversorgungskonzepte für einen sorgsameren Umgang mit unserem wichtigsten Lebensmittel.“ Vorrangig müssten der Erhalt natürlicher Kreisläufe und die Trinkwasserversorgung gesichert, Industrie- und landwirtschaftliche Wasserentnahmen stärker reguliert und kontrolliert werden statt einfach weiter großzügig und unkontrolliert Wasserrechte zu verteilen.  

Dies sind nur einige Beispiele für den „umweltpolitisch katastrophalen Gesetzesentwurf“. Jeder einzelne Kritikpunkt belege die Handlungsrichtschnur der Landesregierung: statt Gemeinwohlinteressen umzusetzen, würden Lobbyinteressen von Rohstoffindustrie und Landwirtschaftsverbänden bedient.  BUND, LNU und NABU fordern die Landesregierung daher auf, den beschlossenen Entwurf zur Novellierung des Landeswassergesetzes umgehend zurückzuziehen und mit den Umweltverbänden einen zukunftsfähigen Entwurf zu erarbeiten. Gleichzeitig appellieren die Naturschützer an die Bürgerinnen und Bürger Nordrhein-Westfalens, die Forderung der ‚Volksinitiative Artenvielfalt NRW‘  nach lebendigen Gewässern und Auen mit ihrer Unterschrift zu unterstützen. Der  Gang der schwarz-gelben Landesregierung in die umweltpolitische Steinzeit müsse gestoppt werden, so BUND, LNU und NABU.

Die Volksinitiative Artenvielfalt wurde durch die NRW-Landesverbände des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NRW (LNU) und des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) ins Leben gerufen, um eine landesweite Kampagne zum Erhalt der Artenvielfalt in NRW durchzuführen. Ziel der Initiative unter dem Motto „Insekten retten – Artenschwund stoppen“ ist es, konkrete Handlungsvorschläge zur Verbesserung der biologischen Vielfalt in den NRW-Landtag einzubringen und das Land so zu mehr Natur- und Artenschutz zu bewegen. Eine Übersicht über die weiteren Unterstützer*innen der Volksinitiative findet man hier.

Insekten retten, Artenschwund stoppen – NRW-Naturschutzverbände starten Volksinitiative Artenvielfalt

Mit einer Aktion vor dem Landtag in Düsseldorf haben die drei großen NRW-Naturschutzverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und Naturschutzbund Deutschland (NABU) heute den Startschuss für die landesweite Volksinitiative Artenvielfalt gegeben. Unter dem Motto „Insekten retten – Artenschwund stoppen“ sollen in den nächsten Monaten mindestens 66.000 Unterschriften gesammelt werden. Dann muss sich der NRW-Landtag mit der Volksinitiative beschäftigen. In acht zentralen Handlungsfeldern fordern die Naturschützer einen deutlichen Politikwechsel.

Vor dem Düsseldorfer Landtag starteten BUND, LNU und NABU heute die Volksinitiative Artenvielfalt NRW und sammelten erste Unterschriften. Foto: Bernd Schaller

„Wir wollen mit der Volksinitiative ein eindeutiges Signal für mehr Artenvielfalt auf dem Land und in unseren Städten geben“, sagte die NABU-Landesvorsitzende Dr. Heide Naderer zum Auftakt. „Dabei appellieren wir an alle Bürgerinnen und Bürger, sich mit ihrer Unterschrift für ein lebenswertes Nordrhein-Westfalen einzusetzen und so ein deutliches Signal für notwendige Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt an die Landesregierung zu senden.“

NABU NRW-Vorsitzende Dr. Heide Naderer bei der Unterzeichnung – Foto: Bernd Schaller

Ursprünglich sollte die Volksinitiative bereits im April starten. Corona-bedingt hatten die Verbände den Start verschoben. „Inzwischen sind 45 Prozent der Arten in NRW bedroht. Der dramatische Rückgang vieler Insekten-, Vogel- und Pflanzenarten duldet keinen Aufschub mehr“, so Naderer. „Wir gehen trotz Corona jetzt bewusst raus auf die Straßen und Marktplätze um Unterschriften zu sammeln. Dabei werden wir alle Hygieneregeln beachten.“

Konkret fordern die Verbände einen Stopp des Flächenfraßes, mehr Waldflächen ohne Nutzung, die Ausweitung des Biotopverbundes und die Ausweisung eines Nationalparks Senne. Auch müssten der ökologische Landbau deutlich ausgeweitet, ein Verbot chemisch-synthetischer Pestizide in Naturschutzgebieten durchgesetzt sowie Gewässer und Auen wirksam geschützt werden.

BUND-Landesvorsitzender Holger Sticht, Foto: Bernd Schaller
BUND-Landesvorsitzender Holger Sticht
Foto: Bernd Schaller

„In allen diesen Politikfeldern sehen wir Stillstand oder Rückschritte“, kritisierte der BUND-Landesvorsitzende Holger Sticht. „Wir können nicht erkennen, dass die Landesregierung gewillt ist, dem dramatischen Verlust an biologischer Vielfalt konsequent zu begegnen.“ Vereinzelte Förderprogramme ersetzten kein Strategie, und ansonsten werde dem Credo, die Wirtschaft zu ‚entfesseln‘, alles untergeordnet. „Damit zerstört die Landesregierung die natürlichen Lebensgrundlagen unserer Kinder und Enkel.“

Der Natur- und Artenschutz müsse aber nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Stadt gestärkt werden. Die Landesregierung sei gefordert, dafür den ordnungsrechtlichen Rahmen zu setzen. Die Verbände fordern so zum Beispiel klare landesrechtliche Vorgaben etwa zur Eindämmung der Lichtverschmutzung und ein Verbot so genannter Schottergärten. Umgesetzt werden müssten die Maßnahmen dann allerdings in den Städten und Gemeinden.

LNU NRW-Vorsitzender Mark vom Hofe
LNU NRW-Vorsitzender Mark vom Hofe – Foto: Bernd Schaller

„Mit der Volksinitiative Artenvielfalt wollen wir uns bewusst im Kommunalwahlkampf bemerkbar machen“, sagte der LNU-Landesvorsitzende Mark vom Hofe. „Auch vor Ort muss sich die Politik daran messen lassen, was sie für lebenswerte Städte und Gemeinden tut. Hier geht der Artenschutz Hand in Hand mit dem Klimaschutz. Denn mit mehr Natur in der Stadt können wir auch wirksam dem Klimawandel begegnen.“

Um die Forderungen der Volksinitiative Artenvielfalt NRW zum Thema im Landtag zu machen müssen mindestens 0,5 Prozent der Stimmberechtigten in Nordrhein-Westfalen unterschreiben. Unterschreiben kann jeder, der zur Landtagswahl berechtigt ist, d.h. seinen Wohnsitz in NRW hat, mindestens 18 Jahre alt ist und die deutsche Staatsangehörigkeit hat. Gültig sind nur manuelle Unterschriften auf dem offiziellen Unterschriftenbogen. Das Stimmrecht aller Unterzeichnenden müssen sich die Initiatoren der Volksinitiative von der jeweiligen Gemeinde der Hauptwohnung bestätigen lassen.

Ansprechpartner*in der Volksinitiative Artenvielfalt NRW:

  • BUND NRW: Holger Sticht, Vorsitzender, T. 0152 34 28 95 94, holger.sticht@bund.net
  • LNU NRW: Mark vom Hofe, Vorsitzender, T. 02204 810 878, vom_hofe@t-online.de
  • NABU NRW: Dr. Heide Naderer, Vorsitzende, T. 0173 68 722 250, Heide.Naderer@NABU-NRW.de

Kontakte für Medienanfragen landesweit:

  • BUND NRW: Dirk Jansen, Geschäftsleiter, T. 0211 30 200 5-22 oder 0172 2929733, dirk.jansen@bund.net
  • NABU NRW, Birgit Königs, Pressesprecherin, NABU NRW, T. 0173 4699296,  Birgit.Koenigs@NABU-NRW.de

Volksinitiative Artenvielfalt NRW verschoben

Unterschriftensammlungen starten, sobald es die Situation wieder zulässt

Die Vorbereitungen zur NRW-Volksinitiative “Insekten retten – Artenschwund stoppen” sind nahezu abgeschlossen. Aufgrund der aktuellen Situation haben die NRW-Naturschutzverbände den Start der Unterschriftensammlung aber nun erst einmal verschoben.

Aufgrund der Corona-Pandemie und der notwendigen massiven Einschränkungen im öffentlichen Leben verschieben die drei NRW-Naturschutzverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und Naturschutzbund Deutschland (NABU) die für das Frühjahr angekündigte „Volksinitiative Artenvielfalt“. „Infostände, Veranstaltungen und Unterschriftensammlungen basieren auf dem persönlichen Kontakt. Sie sind in einer Situation, in der soziale Distanz gewahrt werden muss, nicht zu verantworten“, so Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW. Sobald es die Situation wieder zulasse, werde die „Volksinitiative Artenvielfalt“ in NRW aber starten.

An den Herausforderungen, vor denen Nordrhein-Westfalen als dichtbesiedeltes Bundesland in Sachen Natur- und Artenschutz stehe, hat sich durch die Coronavirus-Pandemie nichts geändert. „Die Volksinitiative „Insekten retten – Artenschwund stoppen“ in Nordrhein-Westfalen ist dringend notwendig, damit wir die miserable Lage für die biologische Vielfalt in unserem Bundesland deutlich verbessern können“, sagte der BUND-Landesvorsitzende Holger Sticht. Der dazu zwingend erforderliche politische Kurswechsel in vielen Politikfeldern würde angesichts der anhaltenden Untätigkeit der Landesregierung in diesem Themenfeld nur durch ´Druck von außen´ gelingen.

„Den werden wir NRW-Naturschutzverbände aufrechterhalten“, bekräftigte der LNU-Vorsitzende Mark vom Hofe. „Die Vorbereitungen unserer Volksinitiative sind nahezu abgeschlossen. Anders als geplant werden wir im April nicht starten können, aber sobald es die Situation wieder zulässt, sind wir startklar und können innerhalb kurzer Zeit mit dem Unterschriftensammeln beginnen – für mehr Schutz von Natur und Artenvielfalt in Nordrhein-Westfalen.“

Ende Januar hatten die drei großen nordrhein-westfälischen Naturschutzverbände BUND, LNU und NABU die „Volksinitiative Artenvielfalt“ angekündigt. Trotz dramatischen Rückgangs vieler Insekten-, Vogel- und Pflanzenarten zeige die Landesregierung keinerlei Ansätze für eine konsequente Naturschutzpolitik. Ziel der Initiative „Insekten retten – Artenschwund stoppen“ ist es, konkrete Handlungsvorschläge zur Verbesserung der biologischen Vielfalt in den NRW-Landtag einzubringen und das Land so zu mehr Natur- und Artenschutz zu bewegen.

Insekten retten – Artenschwund stoppen

NRW-Naturschutzverbände kündigen Volksinitiative an

BUND, LNU und NABU kündigten heute eine Volksinitiative Artenvielfalt an. Trotz dramatischen Artenrückgangs zeige die Landesregierung keinerlei Ansätze für eine konsequente Naturschutzpolitik. Hier hilft nur Druck von außen.

Die drei großen NRW-Naturschutzverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und Naturschutzbund Deutschland (NABU) kündigten heute eine Volksinitiative Artenvielfalt an. Trotz dramatischen Rückgangs vieler Insekten-, Vogel- und Pflanzenarten zeige die Landesregierung keinerlei Ansätze für eine konsequente Naturschutzpolitik. Hier helfe aus Sicht der Naturschutzverbände nur ‚Druck von außen‘. Die Volksinitiative soll im Frühjahr starten. Ziel ist es, konkrete Handlungsvorschläge zur Verbesserung der biologischen Vielfalt in den NRW-Landtag einzubringen.

„Die Artenschutzpolitik der Landesregierung ist eine einzige Fehlstelle“, sagte der BUND-Landesvorsitzende Holger Sticht. „Die Lage für die biologische Vielfalt ist zunehmend dramatisch. Wir brauchen einen klaren Kurswechsel in vielen Politikfeldern.“ Eine zentrale Bedeutung komme dabei dem Stopp des Flächenverbrauchs zu. Tag für Tag gehen in NRW etwa zehn Hektar Fläche für neue Wohn- und Gewerbegebiete, Straßenbau und die Rohstoffgewinnung verloren. „Das Credo der Landesregierung, die Wirtschaft zu ‚entfesseln‘, forciert geradezu den Verlust von Lebensräumen und Artenschwund. Wir brauchen stattdessen klare landesplanerische Vorgaben, den Flächenverbrauch perspektivisch auf netto null zu senken.“

Nordrhein-Westfalen als dichtbesiedeltes Bundesland steht hier vor enormen Herausforderungen, soll die heimische Natur nicht vollends unter die Räder geraten. „Ob Klimaschutz, Rohstoffabbau, Land- oder Forstwirtschaft und ein nicht naturverträglicher Umgang mit unseren Gewässern NRW muss an vielen Stellschrauben drehen, um den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen“, so die NABU-Landeschefin Dr. Heide Naderer. Die Vorschriften und Gesetze zum Schutz von Arten und Lebensräumen dürften nicht aufgeweicht werden. „Im Gegenteil: Wir müssen diese Instrumente konsequent im Sinne des Artenschutzes und der Biodiversität fortentwickeln. Hierzu werden die Naturschutzverbände konkrete Vorschläge vorlegen“, so Naderer weiter.

Die NRW-Naturschutzverbände sehen nicht, dass die Landesregierung gewillt ist, sich konsequent dem dramatischen Verlust an Biodiversität entgegen zu stemmen. „Seit Regierungsantritt herrscht teils Stillstand, teils Rückschritt. Mit der Volksinitiative Artenvielfalt möchten wir die Landesregierung zum Handeln antreiben“, sagte der LNU-Vorsitzende Mark vom Hofe. „Wir setzen dabei auf eine breite Unterstützung der Bevölkerung.“ Es könne nicht immer nur die Rede davon sein, Blühwiesen anlegen und Schottergärten verhindern zu wollen, dazu bedürfe es klarer gesetzlicher Vorgaben und überzeugender Programme. „Wir spüren, dass die Bevölkerung auch so denkt – deshalb muss endlich zügig gehandelt werden. Eine Volksinitiative schafft den entsprechenden Druck“, so der LNU-Vorsitzende.